Meinen Plan, das Buchprojekt mit Scrum zu machen, und zwar konsequent, mit potentiell auslieferbaren Inkrementen und Definition of Done, habe ich ganz begeistert im Kollegen- und Bekanntenkreis kommuniziert. Neben Anerkennung (“Du machst krassn Scheiß, Alter!”), gab es auch interessante Diskussionen zu der Frage, ob ein Buch zu schreiben nicht etwas komplett anderes ist, als ein Produkt zu entwickeln. Ein paar Statements, die mir dabei begegnet sind:
- “Ein Buch zu schreiben ist eine sehr kreative Tätigkeit, das kann man nicht planen”
- “Ein Buch bleibt ganz lange in einem diffusen Zustand und kann jederzeit noch einmal komplett umstrukturiert werden”
Bis hier hin: sehr interessant, denn das sind ja Argumente für ein agiles Vorgehen. Die Frage ob Entwicklung entwas grundlegend anderes ist, als ein Buch zu schreiben ist spannend. Da kann man auch verschiedener Meinung sein. Ich persönlich bin viel in der Automobilindustrie unterwegs, bei Komponenten für das autonome Fahren, die höchst innovativ sind und immer an der Grenze des technisch machbare operieren. Dies finde ich jetzt nicht weniger innovativ als mein Wissen und meine Erfahrungen in einen Editor zu tippern. Vielleicht war für diese Diskussion einfach meine Buchidee zu langweilig und meine Produkte zu innovativ ;).
Weitere Statements:
- “Scrum macht wo anders Sinn, aber in dieser Branche bestimmt nicht.”
- “Vorab-Releases machen bei einem Buch keinen Sinn, es ist nur lebensfähig wenn es komplett ist”
Während das erste eine Standard-Abwehrhaltung ist, ist der zweite Punkt ein interessanter Aspekt. Meine Meinung: Das gilt für einen Roman, für ein Fachbuch aber nicht zwangsläufig. Zumindest in meinem Fall kann ich sinnvolle Releases vorab herausziehen. Ob es dann wirklich veröffentlicht wird, ist für mich eine ganz andere Frage. Eine transparente Fortschrittskontrolle und eine schnelle Reaktionszeit bei dynamischen Märkten (wenn z.B. plötzlich doch ein gutes Buch zu dem Thema im Markt auftaucht ;)) sind für mich schon Vorteile eines “Done Increments”.
Neben allen fachlichen Streitpunkten kam dann noch: “Du hast so was noch nie gemacht. Scrum passt da nicht. Niemand macht das so. Du bist gefangen im agilen Denken. Denk mal aus der Box raus!“.
Der letzte Satz hat den Antrieb meines Experiments ignoriert, gar negiert. Das hat ganz schön weh getan….
Trost habe ich dann bei Meister Yoda gefunden: “Es gibt kein Versuchen. Tu es oder tu es nicht!”
Stay tuned!